Ein historischer Moment für die Universität Bonn: Im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern ist die Hochschule am 22. Mai mit der Förderung acht Exzellenzclustern ausgezeichnet worden. So viele wie keine andere Universität in Deutschland. Damit bleibt Bonn auch mit Beginn der neuen Förderperiode im Jahr 2026 eines der wichtigsten Zentren für Spitzenforschung in Europa. Die Fachgruppe Informatik ist daran maßgeblich beteiligt. Insgesamt prägt sie in vier international vernetzten Forschungsclustern maßgeblich die zentralen Forschungsfragen von morgen. Darüber hinaus bringt sie ihre Expertise überregional in einen Exzellenzcluster der Ruhr-Universität Bochum ein.
Ob es um neue effiziente Algorithmen, autonome Robotiksysteme für die Landwirtschaft, physikalischen Grundlagenfragen oder KI-gestützte Astrophysik geht – die Wissenschaftler*innen der Fachgruppe Informatik liefern nicht nur methodische Grundlagen, sondern treiben interdisziplinäre Forschung voran. Informatik ist mittlerweile unverzichtbar, wenn es darum geht, komplexe Systeme zu modellieren, große Datenmengen zu analysieren oder autonome technische Lösungen zu entwickeln.
Robotik und die Zukunft der Pflanzenproduktion
So etwa im Exzellenzcluster PhenoRob, wo die Verbindung aus Informatik, Agrar- und Ingenieurwissenschaften zu Innovationen für eine nachhaltige Landwirtschaft führt. Hier entstehen autonome Robotersysteme, die mithilfe von Künstliche Intelligenz und sensorgestützter Analyse die landwirtschaftliche Produktion revolutionieren sollen – umweltschonend, effizient und zukunftsfähig. Neben der ausgeprägten Expertise im Bereich Robotik, entstehen bei uns auch Komponenten für Navigation, Dateninterpretation und Entscheidungsunterstützung im Feld. Aus der Fachgruppe Informatik sind folgende Professor*innen beteiligt: als Principle Investigators (PI) Prof. Dr. Sven Behnke (Intelligente Systeme und Robotik), Prof. Dr. Maren Bennewitz (Intelligente Systeme und Robotik), Prof. Dr. Jürgen Gall (Informationssysteme und Künstliche Intelligenz) und Prof. Dr. Stefan Wrobel (Informationssysteme und Künstliche Intelligenz); als Associate Member Prof. Dr. Christian Bauckhage (Informationssysteme und Künstliche Intelligenz) und als Member JProf. Dr. Herman Blum (Intelligente Systeme und Robotik).
Hausdorff Center for Mathematics
Im weltweit anerkannten Hausdorff Center for Mathematics (HCM) ist die Informatik vor allem über die theoretischen und algorithmischen Disziplinen vertreten. Die enge Verbindung zwischen mathematischer Modellierung und informatischen Verfahren ermöglicht neue Ansätze in der kombinatorischen Optimierung z. B. für ein verbessertes Netzwerkdesign, der Lösung des Travelling Salesman Problems oder für neue Logistiklösungen. Darüber hinaus entstehen computergestützte Ansätze für die Formalisierung von mathematischen Beweisen. Aus der Fachgruppe Informatik sind folgende Professor*innen beteiligt: als Board of Director Prof. Dr. Jens Vygen, als PI Prof. Dr. Heiko Röglin (Algorithmen und Komplexität), ab 2026 Prof. Dr. László Végh, als Member Prof. Dr. Anne Driemel (Algorithmen und Komplexität), Prof. Dr. Stephan Held, Prof. Dr. Stefan Hougardy, Prof. Dr. Thomas Kesselheim (Algorithmen und Komplexität), und Prof. Dr. Petra Mutzel (Computational Analytics).
Neben diesen beiden bereits seit 2019 bestehenden Exzellenzclustern, ist die Fachgruppe Informatik auch an den beiden Exzellenzclustern beteiligt, die 2026 neu hinzukommen.
Von Astroinformatik und Teilchenphysik
Einen besonders faszinierenden interdisziplinären Raum eröffnet das neue Cluster Our Dynamic Universe (Dynaverse). Hier werden astrophysikalische Prozesse von der Entstehung der Galaxien bis zur Bewegung von Sternen und Planeten untersucht – über Zeitskalen, die Milliarden Jahre umfassen. In der Säule der Astroinformatik bringen die Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Lucie Flek (Language Technologies) und JProf. Dr. Zorah Lähner (Visual Computing) ihre Expertise in der Datenwissenschaft, in großen Sprachmodellen und im Maschinellen Lernen in Bezug zu Geometrie und Physik mit ein. Besonders interessant: Die Wissenschaftlerinnen sind in der Entwicklung von The Shared Universe Engine (SUE) beteiligt, einer cloudbasierten Plattform, die ein Datenlabor mit Datenanalysetools und Zugang zu moderner Rechenhardware mit state-of-the-art Simulationen verknüpft. Über ein Interface werden die Daten und Forschungsergebnisse für Expert*innen (Expert Mode), Lehrkräfte (Education Mode) und die Öffentlichkeit zugänglich.
Im ebenfalls neu geförderten Cluster Color Meets Flavor untersuchen die Forschenden fundamentale Fragen der Teilchenphysik: Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Welche Rolle spielt das Higgs-Boson? Und welche unbekannten Teilchen könnten sich noch in den Daten verbergen? Um diese Fragen zu beantworten, braucht es nicht nur Experimente an Beschleunigern wie dem Large Hadron Collider am CERN, sondern auch komplexe Datenauswertung, Mustererkennung und Modellvergleiche – allesamt Aufgaben, bei denen informatische Methoden unverzichtbar sind. Aus der Fachgruppe Informatik sind Prof. Dr. Petra Mutzel (Computational Analytics) und Prof. Dr. Christian Bauckhage beteiligt.
Überregionale Beteiligung
Darüber hinaus setzt Prof. Dr. Matthew Smith (Sicherheit und vernetzte Systeme) seine Expertise in der verhaltensbasierten IT-Sicherheit als PI am Exzellenzcluster CASA (Cyber Security in the Age of Large-Scale Adversaries) der Ruhr-Universität Bochum ein. Das Cluster verfolgt das Ziel, die digitale Welt zu einem sicheren Ort zu machen, indem es neue Ansätze zur Abwehr groß angelegter Cyber-Bedrohungen entwickelt. Prof. Smith trägt dabei insbesondere dazu bei, menschliches Verhalten als entscheidenden Faktor für IT-Sicherheit zu erforschen und praxisnahe Lösungen zu erarbeiten.
Bundesweite Förderung
Die Exzellenzcluster sind Teil der Exzellenzstrategie des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Ziel ist es, die Spitzenforschung an deutschen Universitäten und damit den Wissenschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb zu stärken. Seit 2016 werden international wettbewerbsfähige Forschungsfelder an Universitäten bzw. Universitätsverbünden projektbezogen unterstützt. Ab Januar 2026 werden insgesamt 70 Exzellenzcluster von 43 Universitäten für die kommenden sieben Jahre gefördert. Jährlich stehen dafür insgesamt 539 Millionen Euro zur Verfügung.