Nach vielen Jahren in der Behördenleitung ist der Wechsel in den Hörsaal für Schabhüser kein Neuanfang, sondern eine Rückkehr: Bereits in seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster und der FernUniversität in Hagen hatte er Freude an der Lehre. Die Motivation, in die universitäre Ausbildung zurückzukehren, speist sich heute vor allem aus einem Anspruch: Studierenden nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern auch das praktische Handwerkszeug der Kryptografie zu vermitteln.
Kryptoanalyse, Wahrscheinlichkeitsmodelle und Praxisbezug
Die Inhalte seiner Lehrveranstaltung reflektieren diese Haltung. Sie reichen von Methoden der praktischen Entzifferung über die Theorie perfekter Sicherheit bis hin zur Analyse und dem Design moderner Verschlüsselungssysteme. Auch Wahrscheinlichkeitsmodelle, Bool’sche Funktionen und lineare Approximationen als Kryptoanalyse-Werkzeuge stehen auf dem Plan – stets verbunden mit konkreten Anwendungsbeispielen.
Ein besonderes Anliegen ist Schabhüser dabei, mathematische Konzepte nicht nur abstrakt zu erklären, sondern ihre Umsetzung in reale Algorithmen nachvollziehbar zu machen. „Kryptografie ist eine Basistechnologie“, betont er – und eine, die stark von mathematischem Denken lebt. Besonders geprägt hat ihn ein Satz aus seiner frühen beruflichen Laufbahn: „Mein Kryptografie-Lehrer und erster richtiger Chef hat mal mit Blick auf die Digitalisierung gesagt: Kryptografie ist nicht alles – aber ohne Kryptografie ist alles nichts. Was gibt es Besseres für einen Mathematiker?“
Ganzheitliche Perspektive auf Cybersicherheit
Dass diese Technologie keine Theorie ohne Konsequenzen ist, hat Schabhüser selbst früh erfahren. Bereits im ersten Jahr beim BSI gelang es ihm gemeinsam mit einem Kollegen, ein eigentlich als sicher geltendes Public-Key-Kryptosystem zu brechen – ein Moment, der ihn bis heute prägt und verdeutlicht, wie wichtig kritisches Denken und Angriffsperspektiven in der IT-Sicherheit sind.
Entsprechend betont der promovierte Mathematiker die Bedeutung ganzheitlicher Sicherheitsstrategien – sowohl für IT-Fachleute als auch für Organisationen insgesamt. Cybersicherheit müsse heute als integraler Bestandteil des Risikomanagements verstanden werden. IT-Spezialist*innen rät er, „Security by Design“ umzusetzen und Informationssicherheit als Qualitätskriterium in Produkten und Services zu verankern.
Für seine Zeit am Institut für Informatik formuliert Schabhüser bescheidene, aber klare Erwartungen: eine gute Lehrveranstaltung, motivierte Studierende – und vielleicht auch neue Impulse aus dem Austausch mit Kolleg*innen und Teilnehmenden. Seine zentrale Botschaft an die Studierenden ist dabei knapp und prägnant:
„Gestalten Sie Informationstechnik – aber mit Verstand.“