Universität Bonn

Institut für Informatik

14. April 2025

Vom BSI in den Hörsaal: Dr. Gerhard Schabhüser verstärkt die Kryptografie-Lehre am Institut für Informatik Vom BSI in den Hörsaal: Dr. Gerhard Schabhüser verstärkt die Kryptografie-Lehre am Institut für Informatik

„Gestalten Sie Informationstechnik – aber mit Verstand.“

Mit dem Start des Sommersemesters 2025 gewinnt das Institut für Informatik einen Lehrbeauftragten mit beeindruckender Praxiserfahrung: Dr. Gerhard Schabhüser, langjähriger Vizepräsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), bringt sein Wissen nun in die universitäre Lehre ein. Mit seiner Vorlesung „Klassische Kryptografie, Kryptoanalyse und Bool’sche Funktionen“ schlägt er eine Brücke zwischen Theorie und anwendungsorientierter Sicherheitstechnologie.

Anfang April startete die Vorlesung „Klassische Kryptografie, Kryptoanalyse und Bool’sche Funktionen“ mit Dr. Gerhard Schabhüser
Anfang April startete die Vorlesung „Klassische Kryptografie, Kryptoanalyse und Bool’sche Funktionen“ mit Dr. Gerhard Schabhüser © Christian Bungartz | Universität Bonn
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Nach vielen Jahren in der Behördenleitung ist der Wechsel in den Hörsaal für Schabhüser kein Neuanfang, sondern eine Rückkehr: Bereits in seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster und der FernUniversität in Hagen hatte er Freude an der Lehre. Die Motivation, in die universitäre Ausbildung zurückzukehren, speist sich heute vor allem aus einem Anspruch: Studierenden nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern auch das praktische Handwerkszeug der Kryptografie zu vermitteln.

Kryptoanalyse, Wahrscheinlichkeitsmodelle und Praxisbezug

Die Inhalte seiner Lehrveranstaltung reflektieren diese Haltung. Sie reichen von Methoden der praktischen Entzifferung über die Theorie perfekter Sicherheit bis hin zur Analyse und dem Design moderner Verschlüsselungssysteme. Auch Wahrscheinlichkeitsmodelle, Bool’sche Funktionen und lineare Approximationen als Kryptoanalyse-Werkzeuge stehen auf dem Plan – stets verbunden mit konkreten Anwendungsbeispielen.

Ein besonderes Anliegen ist Schabhüser dabei, mathematische Konzepte nicht nur abstrakt zu erklären, sondern ihre Umsetzung in reale Algorithmen nachvollziehbar zu machen. „Kryptografie ist eine Basistechnologie“, betont er – und eine, die stark von mathematischem Denken lebt. Besonders geprägt hat ihn ein Satz aus seiner frühen beruflichen Laufbahn: „Mein Kryptografie-Lehrer und erster richtiger Chef hat mal mit Blick auf die Digitalisierung gesagt: Kryptografie ist nicht alles – aber ohne Kryptografie ist alles nichts. Was gibt es Besseres für einen Mathematiker?“

Ganzheitliche Perspektive auf Cybersicherheit

Dass diese Technologie keine Theorie ohne Konsequenzen ist, hat Schabhüser selbst früh erfahren. Bereits im ersten Jahr beim BSI gelang es ihm gemeinsam mit einem Kollegen, ein eigentlich als sicher geltendes Public-Key-Kryptosystem zu brechen – ein Moment, der ihn bis heute prägt und verdeutlicht, wie wichtig kritisches Denken und Angriffsperspektiven in der IT-Sicherheit sind.

Entsprechend betont der promovierte Mathematiker die Bedeutung ganzheitlicher Sicherheitsstrategien – sowohl für IT-Fachleute als auch für Organisationen insgesamt. Cybersicherheit müsse heute als integraler Bestandteil des Risikomanagements verstanden werden. IT-Spezialist*innen rät er, „Security by Design“ umzusetzen und Informationssicherheit als Qualitätskriterium in Produkten und Services zu verankern.

Für seine Zeit am Institut für Informatik formuliert Schabhüser bescheidene, aber klare Erwartungen: eine gute Lehrveranstaltung, motivierte Studierende – und vielleicht auch neue Impulse aus dem Austausch mit Kolleg*innen und Teilnehmenden. Seine zentrale Botschaft an die Studierenden ist dabei knapp und prägnant:
„Gestalten Sie Informationstechnik – aber mit Verstand.“

Dr. Gerhard Schabhüser studierte Mathematik an der Universität Münster und promovierte in Kooperation mit der FernUniversität in Hagen. Von 1991 bis März 2025  war er beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) tätig. Zunächst war sein Arbeitsschwerpunkt die Entwicklung und Evaluierung kryptographischer Verfahren. Danach leitete er den Fachbereich „Kryptographie und wissenschaftliche Grundlagen“ und war ab 2005 Abteilungsleiter für Kryptografie, wissenschaftliche Koordinierung und technische Verschlusssachensicherheit. Von 2017 bis März 2025 war er Vizepräsident des BSI.

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